Sicherheit

Vor dem Slacklinen

Verwende nur gesunde und starke Bäume (Durchmesser >40cm) und schütze sie durch einen Baumschutz, aber schau immer ob der Baum umstürzen oder Äste herabfallen könnten.

  • Nur zwischen gesunden Bäumen spannen! Vorab stets einen Blick in die Krone werfen. Bäume, die beim Abklopfen hohl klingen, oder starken Pilzbefall aufweisen, sollten gemieden werden.
  • Möglichst Bäume mit dicker Rinde, wie Eiche, Pappel oder Robinie wählen. Andere Bäume wie Birken, Buchen oder Ahorn besser meiden. In der Wachstumsphase im Frühjahr und Frühsommer sind Bäume mit dünner Rinde besonders empfindlich. Die Rinde ist der äußere Schutz des Baumes, vergleichbar mit der Haut des Menschen. Verletzungen stellen Eintrittspforten für z.B. Pilze und Insekten dar.
  • Beim Aufbau ist darauf zu achten, dass das Material der Slackline und der vor etwaigen Abrieb und Beschädigung geschützt ist („Padding“). Zum Beispiel durch einen Baumschoner (siehe Bild 1). Der Baumschoner sollte lang genug sein, um den Baum am gesamten Umfang zu schützen.
  • Die Schlingen sollten mindestens 5cm breit sein, aufgefächert werden und ohne Verdrehung flach aufliegen, um den Druck auf eine möglichst große Fläche zu verteilen (siehe Bild 1).
Bild 1 - Baumschoner mit Schlingen
  • Ein Baumschoner kostet nicht viel Geld. Du kannst auch sehr gut Filzmatten, oder Teppichreste vom Sperrmüll verwenden. Das Material sollte robust und abriebfest sein. Isomatten oder Schaumstoff sind nicht so gut. Im Notfall sind mehrere Lagen Handtücher, Decken, oder auch Hosenbeine alter Jeans immer noch besser als gar kein Baumschutz!
  • Baue die Slackline nie über Wegen auf.

Aufbau

  • Slacklineband und Schlingen gerade ausrichten um Scherkräfte und Drehmomente zu vermeiden (Bild 2).
Bild 2 - Gerade ausgerichtete Schlingen
  • Ratschen richtig schließen, sodass die Sicherung einrastet (Bild 3).
Bild 3 - Ratsche immer komplett zusammenklappen (Quelle: Easy Slackline https://laboutique.slack.fr/)
  • Ratschen abdecken, um Verletzungen zu vermeiden.
  • Während des Spannvorgangs entstehen hohe Kräfte! Bei Materialversagen also plötzlichen Bruch könnten Teile in alle Richtungen beschleunigt werden und zu schweren Verletzungen oder Tod führen! Begebt euch insbesondere bei der Verwendung von Flaschenzügen zum Spannen hinter den Befestigungspunkt (z.B. Baum). Achtet daher auf ausreichend Sicherheitsabstand zu unbeteiligten Personen und Tieren.
  • Eine Slackline mit Restband, oder Seil immer hintersichern, um umher fliegende Teile während des Slacklines zu verhindern (Bild 4).
Bild 4 - Zwei Varianten fürs Hintersichern des Restbands einer Slackline (links) und der Ratsche (rechts) (Quelle: wandersüchtig Online Magazin)
  • Grundsätzlich gilt am Ende: ALLES NOCHMAL DOPPELT PRÜFEN.

Rücksicherung (Backup) von Slacklines

Hier die wichtigsten Punkte der „Safe Slackline Backups“ (Gesing et al., 2020) aufgelistet:

  • Benutzt nur qualitativ hochwertiges, unbeschädigtes und für Slacklines geeignetes Material
  • Ein Rücksicherung muss hohe Kräfte (>20 kN) aufhalten können. Generell empfehlen sich hierfür Kletter- und Statikseile mit mehr als 9 mm Durchmesser.

Faustregel:

  • Lines <50m und <5kN Spannung: Rücksicherung kann über abgeknotetes Line-Ende erfolgen
  • Lines >50m und >5kN Spannung: Rücksicherung mit Seil
  • Bei Long- und Tricklines unnötiges Aufenthalten nahe der Line vermeiden
  • Backups wenn möglich schon vor dem Spannen der Line anbringen

Literaturverweise:
Gesing, P., Buckingham, T., Gmeiner, S., Bretagne, L. (2020). Safe slackline backups: Experiments on tieback variations and shock load.


Während des Slacklinen

  • Es sollte sich immer nur eine Person auf der Slackline befinden, außer beim sogenannten "Tandem" zu zweit (Bild 5). Wenn jemand auf der Slackline steht, darf die Line nicht berührt oder darüber gestiegen werden.
Bild 5 - Tandem zu zweit auf einer Slackline (Quelle: Slacktivity)
  • Personen oder Tiere sollten Abstand zum Absprungbereich halten. Slackline nicht unbeaufsichtigt lassen!

Nach dem Slacklinen - Abbau

  • Baue die Skackline ab wenn sich ein Gewitter oder Sturm naht. Kündigt sich ein Sturm oder Gewitter an, baue deine Slackline ab. Bei kräftigen Wind kann die Slackline manchmal nicht mehr gefahrlos abgebaut werden. Bei leichtem Wind helfen Windstopper, um Schwingungen zu reduzieren.
  • Spätestens in der Dämmerung sollte abgebaut werden, da Radfahrer oder Spaziergänger die Slackline in der Dämmerung oder Dunkelheit nicht sehen können und es so zu potentiellen Unfällen kommen kann.
  • Lasse dir helfen und unterstütz euch: Zu mehreren Personen lassen sich Slacklines schneller abbauen und Material besser zusammen suchen damit auch nichts vergessen wird.

Material

  • Beziehe deine Ausrüstungsgegenstände nur aus vertrauenswürdigen Quellen. Hüte dich vor vermeintlich günstigen Produkten großer Vertriebsplattformen (Aliexpress, Amazon, eBay …), hier wurden in der Vergangenheit auch Produktfälschungen minderwertiger Qualität angeboten. Gutes Equipment bekommst du von spezialisierten Slackline-Shops mit guter Reputation. Bewährt haben sich auch vereinzelt Teile aus dem Industrie-, Rigging-, Kletter- und Marinebereich, zum Beispiel Rundschlingen, Schäkel und Seile. Durch den Kauf von Equipment in Slackline-Shops unterstützt du deren Engagement und Innovationstätigkeit für die gesamte Szene!
  • Baumärkte und Discounter bieten gelegentlich Einsteiger-Sets zum Slacklinen an. Oftmals sind diese nur auf den ersten Blick preisgünstig. Hier mangelt es nicht selten an ausreichendem Baumschutz, oder der Qualität der Ratsche. Auch die Bänder machen oftmals mangels guter Dynamik und Haptik beim Laufen keinen Spaß.
  • Hinterfragt vor einer Anschaffung kritisch, ob das Material für den von euch vorgesehenen Einsatz geeignet und ausreichend dimensioniert ist.
  • Prüfsiegel und Zertifizierungen (TÜV-geprüft, DIN 79400, GS geprüfte Sicherheit, CE-Konformitätserklärung etc.) können eine Entscheidungshilfe sein, stellen jedoch nicht zwangsläufig ein Qualitätskriterium dar. Bevor du darauf vertraust, informiere dich über deren Bedeutung und Aussagekraft. Ein in Kleinserie gefertigtes Teil, ohne jeglichen Aufdruck kann unter Umständen mindestens genauso gut, oder sogar besser sein.
  • Fast alle Komponenten eines Slacklinesystems sind mit Angaben zur maximalen Arbeitslast (WLL) und minimalen Bruchlast (MBS), sowie dem dazwischenliegenden Sicherheitsfaktor (SF) gekennzeichnet. Diese gelten jedoch nur unter idealen Voraussetzungen! Nicht jeder Hersteller kann eine gleichbleibende Fertigungsqualität gewährleisten und es gab auch schon Einzelfälle, in denen diese Angaben falsch, oder in der Realität um Größenordnungen vom Sollwert abwichen!
  • Aluminiumkarabiner aus dem Kletterbereich haben in einem Slacklinesystem nichts verloren. Während Karabiner beim Klettern üblicherweise nur kurzzeitigen Kraftspitzen (z.B. beim Sturz), oder gleichbleibenden Kräften ausgesetzt sind, treten in einem Slacklinesystem Dauerschwellbelastung auf. Diese führen bei Aluminium zu Mikrorissen und unvorhersehbar zu plötzlichem Bruch. Stahl hingegen kann sich bei Überlastung üblicherweise vor dem Bruch sichtbar verformen. Benutzt bitte Schäkel, Schraubglieder und Karabiner aus (Edel-)Stahl. Manche Hersteller bieten spezielle Aluminiumteile (z.B. Weblocks, Schäkel) für das Slacklinen an. Hier versuchen Hersteller die Festigkeit über Baumform und großzügige Dimensionierung zu erreichen.
  • Aufgrund der andersartigen Belastung sollte nie Material verwendet werden, das ihr auch zum Klettern benutzt. Wurde Ausrüstung schon beim Slacklinen eingesetzt, sollte sie nicht mehr zum Klettern verwendet werden.
  • Inspiziert euer Material regelmäßig. Material bei Beschädigung, spätestens jedoch nach Ablauf der vom Hersteller angegebenen Nutzungsdauer aussondern.
  • Halte dich hinsichtlich Produktrückrufen auf dem aktuellen Stand. Hierzu empfehlen wir unter anderem den Informationsbereich der International Slackline Association.
  • Beachtet die Gebrauchsanleitung und Sicherheitshinweise des von euch eingesetzten Materials (Weblocks, Webbing Grips, Flaschenzüge etc.).